Schüleraustausch mit England: Berichte

"Austausch ist gelebte Europa-Union"

Im Rahmen ihres einwöchigen Aufenthalts in Wildeshausen wurde eine Schüler-Austauschgruppe aus Salisbury vom stellvertretenden Bürgermeister Tedsen im Stadthaus empfangen.

Besuch auf dem Marktplatz    Wildeshausen, 9.7.1998. Bereits zum siebten Mal halten sich Austauschschüler dreier englischer Schulen aus Salisbury in Wildeshausen auf. Während ein Teil der Jugendlichen hier für zwei Wochen bleibt, um Berufspraktika in deutschen Firmen zu absolvieren, besuchen zwölf Schülerinnen und Schüler mit ihren Betreuern Brenda Leach, Claire Makin und Bernd Hapke die neunten Klassen des Gymnasiums.

   Der Austausch - seinerzeit aus einer privaten Initiative hervorgegangen - hat schon Tradition. Bereits im November des vergangenen Jahres besuchten Wildeshauser Gymnasiasten die jetzigen Gäste, einige andere sammelten im Frühjahr erste Berufserfahrungen in englischen Betrieben.

   Auf dem einwöchigen Programm der jungen "Delegation" stehen dabei neben dem Besuch des deutschen Schulunterrichts gemeinsame Ausflüge mit den Gastgebern wie nach Hamburg zur Gedenkstätte Neuengamme oder einem Stadtrundgang durch Bremen. Am 8.7.98 allerdings erkundeten die britischen Gäste erst einmal Wildeshausen. Vormittags trafen sie den stellvertretenden Bürgermeister Karl Tedsen vor dem Stadthaus, der ihnen nicht nur Wissenswertes über das Glockenspiel und die Gilde erzählte, sondern sie auch im Stadthaus empfing.

   "Ich begrüße uneingeschränkt, daß junge Menschen unterschiedlicher Nationalitäten miteinander in Verbindung treten, um sich ein Bild voneinander zu machen", sagte Tedsen. Der Weg zu einem gemeinsamen Europa sei schwierig und lang. Der Schüleraustausch aber und die damit verbundenen Begegnungen seien bereits ein Stück gelebter europäischer Union, so der CDU-Ratsherr. Ihn interessierte vor allem, welche Eindrücke sie, wenn sie am Sonntag wieder abreisen, mit nach Hause nehmen. Die jungen Besucher konnten da vor allem auf eines verweisen: Die Lehrer hierzulande seien viel liberaler als zu Hause, und man müsse keine Schuluniform tragen.


Sam Blake

Sam    Wildeshausen ist eine schöne Stadt und die Menschen sind sehr freundlich", sagt Sam Blake aus Salisbury in Südwestengland. Der 17jährige Austauschschüler absolviert seit 6. Juli 1998 ein zweiwöchiges Praktikum in Wildeshausen. "Das Praktikum ist sehr wichtig, um meine Deutschkenntnisse zu verbessen." Er lernt Deutsch seit sechs Jahren und mag die Sprache außerordentlich gerne. Seine anderen beiden Abiturfächer - in England sind es insgesamt drei: Französisch und Geschichte. Später möchte er einmal Anwalt werden.

   Bis dahin wird es jedoch noch eine Weile dauern. Im Augenblick kümmert er sich erst einmal um Kinder im Kindergarten Knaggerei. Er spielt mit ihnen und schlüpft in die Rolle des Schiedsrichters, wenn bei den Kleinen Fußball auf dem Programm steht. Das alles macht ihm eine Menge Spaß. "Die Kinder sind sehr süß und haben mir Bilder geschenkt", lacht Sam. Und natürlich macht auch sein Deutsch dabei Fortschritte.

   Sam arbeitet nur vier Stunden pro Tag, da kommt auch die Freizeit nicht zu kurz. "Ich gehe mit anderen englischen Austauschülern gerne ins Eiscafé. Die sind in Deutschland sehr gut, wesentlich besser als die Eiscafés in England." Außerdem interessiert ihn im Moment natürlich die Fußball-Weltmeisterschaft. Die sieht Sam am liebsten in Kneipen, wo er auch Billard mit seinem deutschen Austauschpartner spielt.

   Das Leben in Deutschland unterscheide sich sehr von dem zu Hause, findet Sam. Manches sei verwirrend - zum Beispiel, warum alle so früh aufstehen: "Ich bin morgens oft ziemlich müde", klagt der 17jährige mit einem Augenzwinkern. Auch die vielen Fahrräder fallen ihm auf - und das üppige Essen. Als ihm seine Gastmutter zum ersten Mal belegte Brote mit auf den Weg gab, hätte Sam nicht gedacht, daß "seine" Familie bereits zur Mittagszeit schon wieder mit einer warmen Mahlzeit auf ihn wartete.

   Nicht nur aufgrund solcher Erfahrungen kann der junge Engländer, der zum zweiten Mal in Wildeshausen ist, jedem einen Auslandsaufenthalt empfehlen. Dazu sei ein Praktikum wesentlich besser geeignet als ein normaler Austausch, meint Sam. Und am besten sei es, wenn man dann noch in einer Stadt mit freundlichen Menschen landet - wie Wildeshausen.

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