A C H T U N G !
Dies ist eine Seite der alten Internetpräsenz des Gymnasiums Wildeshausen mit Stand vom Schuljahr 2011/2012.
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Der römische Dichter Ovid veröffentlichte im Jahre 8 n. Chr. sein Hauptwerk, die epische Dichtung Metamorphosen. Sein poetisches Programm bestand darin, Verwandlungsmythen aus dem Sagenkreis seiner Zeit "chronologisch" darzustellen. Ovid hat durch seinen dramatischen und psychologisierenden Stil diese Verwandlungssagen unsterblich gemacht. Dies zeigt sich vor allem darin, dass Künstler diese Motive bis heute in Bildern, Statuen oder literarischen Dokumenten aufgreifen und bearbeiten.
Die amerikanische Dramatikerin Mary Zimmerman hat die Metamorphosen Ovids für die Bühne bearbeitet. In 10 unterschiedlich langen Vignetten erzählt sie jeweils in einer Art "Minidrama" einen mehr oder weniger bekannten antiken Mythos. Dabei repräsentieren die Figuren an sich keine individuellen Charaktere oder Persönlichkeiten, sondern werden als Archetypen, also als eine Art Urbilder menschlicher Existenz präsentiert. Dies geschieht häufig mit Hilfe von Erzählern, die als Verbindung zwischen der gespielten Episode und dem Publikum dienen und das Geschehen sowohl erzählen als auch kommentieren. Zimmermans Anliegen ist es zu zeigen, dass die Aussagen dieser Jahrtausende alten Mythen auch heute noch relevant und für jedermann erfahrbar sind. Die Episoden des Stückes spielen naturgemäß nicht nur an einem Ort. Diese unterschiedlichen Räume werden vor allem durch den Pool symbolisiert, der vom Luxuspool zum Ozean, von Nahrung zum Spiegel oder zum Unterweltfluss Styx "verwandelt" wird.
1. Die Entstehung der Welt
Eine "Frau am Wasser", eine Wissenschaftlerin und Zeus erklären, wie die Welt aus dem Chaos entstanden ist. Dabei bleibt offen, ob der Mensch durch einen göttlichen Schöpfer oder durch Evolution geschaffen wurde.
2. Midas
Drei Waschfrauen erzählen die Geschichte vom steinreichen König Midas, der selbst in einer Rede seinen Reichtum als persönliche Errungenschaft preist. Während er sich gerade über die Wichtigkeit der Familie auslässt und dabei seine spielende Tochter beschimpft, taucht Silenus, ein Anhänger des Weingottes Bacchus auf. Diesem versucht er das große Geheimnis der Unsterblichkeit zu entlocken, scheitert aber aufgrund dessen angetrunkenen Zustands. Dennoch nimmt er ihn gastlich auf, wofür Bacchus ihm die Erfüllung eines beliebigen Wunsches gewährt. Leider trifft Midas eine schlechte Entscheidung: Alles, was er berühre, solle sich in Gold verwandeln.
3. Alcyone und Ceyx
Alcyone, Tochter des Äolus, Herrscher über die Winde, lebt glücklich mit ihrem Mann, König Ceyx. Doch Ceyx ist unzufrieden, will ein Orakel befragen und muss dafür über das Meer fahren. Vertraut mit den Winden fürchtet Alcyone um Ceyx, dieser lässt sich jedoch nicht abhalten und ertrinkt tatsächlich in einem gewaltigen Sturm. Sein Tod ist jedoch nicht bis zu Alcyone gedrungen, die verzweifelt am Strand auf ihn wartet. Aphrodite hat Mitleid mit der Königin und beauftragt den "Schlaf", den Traumgott Morpheus, in Gestalt des Ceyx zu ihr zu schicken, um ihr im Traum von dem Unglück zu erzählen. Letztlich kommt es zu einer Wiedervereinigung der beiden Liebenden, als sich der tote Körper des Ceyx und die lebendige Alcyone in Eisvögel verwandeln.
4. Erysichthon
Erysichthon, ein gottloser und habgieriger Mensch, missachtet Ceres, die Göttin der Ernte, indem er einen ihr heiligen Baum fällt. Ceres straft ihn dafür mit unersättlichem Hunger, der ihn dazu bringt, seine eigene Mutter zu verkaufen, bloß um an Geld für Essen heranzukommen. Diese aber wird von Poseidon durch Verwandlung in ein kleines Mädchen gerettet. Erysichthon aber erwartet ein grausiges Schicksal…
5. Orpheus und Eurydike
Zimmerman erzählt die unglückliche Liebesgeschichte von Orpheus und Eurydike gleich zweimal. Zunächst sehen wir den antiken Mythos des Ovid: Eurydike wird an ihrem Hochzeitstag durch einen Schlangenbiss getötet und von Hermes in die Unterwelt geführt. Ihr Geliebter Orpheus kann seinen Schmerz nicht bewältigen und begibt sich als Lebender in die Unterwelt, um die Götter Hades und Persephone - selbst ein Liebespaar - darum zu bitten, ihm Eurydike für eine Zeitlang noch einmal "auszuleihen", bevor sie endgültig ihren Platz in der Unterwelt findet. Gerührt gewähren sie Orpheus die Bitte, mit einer Bedingung: Er darf sich beim Verlassen der Unterwelt nicht zu Eurydike umblicken. Bis kurz vor dem Ausgang zur Welt der Lebenden hält er durch; doch dann blickt er sich zweifelnd um: Sofort wird die Geliebte durch Hermes für immer in die Unterwelt zurückgezogen.
Die zweite Version ist die des deutschen Dichters Rainer Maria Rilke, in der Eurydike, verwirrt und schon ganz von ihrem Tod erfüllt, sich am Ende nicht mehr an ihren Geliebten erinnern kann.
6. Narcissus
Die berühmte Sage des in sein eigenes Spiegelbild verliebten Narcissus, nach dem in der Psychologie die Persönlichkeitsstörung des "Narzissmus" benannt wird, wird in diesem Stück kurz, aber sofort erkennbar dargestellt.
7. Pomona und Vertumnus/Myrrha
Pomona, eine Waldnymphe, will von Männern nichts wissen. Auch der scheue Vertumnus, Gott des Wechsels der Jahreszeiten, schmachtet vergeblich. Verzweifelt versucht er, durch immer wechselnde Verkleidungen, auf sich aufmerksam zu machen, bis er Pomona wütend auf die Geschichte der Königstocher Myrrha hinweist, die ebenfalls nicht heiraten wollte: Aphrodite, die Göttin der Liebe und mächtigste aller Gottheiten, akzeptiert die Verweigerungshaltung Myrrhas nicht und verflucht sie, indem sie sie mit Liebe für ihren Vater versieht. Gegen diesen Fluch kann sich die junge Frau nicht widersetzen: Mit Hilfe ihrer Amme kommt es dreimal zur sexuellen Begegnung mit dem Vater, bevor dieser seine Augenbinde (eine Bedingung Myrrhas) abreißt und erkennt, mit wem er es zu tun hat. Die Tochter entkommt dem Mordversuch ihres Vaters und löst sich vor Verzweiflung in Tränen auf. Pomona, die Vertumnus' Verkleidungen schon längst durchschaut hat, ist am Ende bewegt, und die beiden werden ein inniges Paar.
8. Phaeton
Die Geschichte Phaetons, des Sohns des Sonnengottes Apollo, der bei einem Versuch, den Sonnenwagen seines Vater zu lenken, die Welt in Brand setzt, wird von Zimmerman als eine Therapiesitzung eines jungen Mannes mit einer gestörten Vater-Sohn-Beziehung dargestellt.
9. Eros und Psyche
Die Geschichte von Eros und Psyche wird von den Erzählern Q und A erzählt. Sie stehen für Question (Frage) und Answer (Antwort): Der Liebesgott Eros (Amor) und die Sterbliche Psyche lieben sich; Psyche darf ihren Geliebten aber nicht sehen. Eines Tages aber wird sie neugierig und schleicht sich an ihn heran. Als das Wachs ihrer Kerzen den schlafenden Gott verbrennt und er ihren Vertrauensbruch bemerkt, verstößt er sie. Nach langem Leiden kommt es mit Hilfe des Göttervaters Zeus zu einer Versöhnung.
10. Philemon und Baucis
Zeus und Hermes wollen die Barmherzigkeit der Menschen testen und verkleiden sich zu diesem Zweck als Bettler, die von Haus zu Haus gehen, um Einlass zu bekommen. An jeder Tür werden sie abgewiesen. Nur der alte Philemon und seine Frau Baucis behandeln die "Bettler" wie Gastfreunde und werden daher belohnt: Ihre armselige Hütte verwandelt sich in ein prachtvolles Haus und ihr einziger großer Wunsch, gemeinsam sterben zu dürfen, wird erfüllt, indem die Götter sie gleichzeitig in Bäume verwandeln. Am Ende der Szene erscheint noch einmal Midas, auf der Suche nach dem Fluss, dessen Wasser seinen unsäglichen Wunsch rückgängig machen kann.
Besetzung
Cast - DarstellerInnen
Janine Dufner.....Waschfrau, Parze, A (Answer/ Antwort), Myrrha
Ronja Giesen.....Wissenschaftlerin, Poseidons Gehilfe, Pomona, Erzählerin, Baucis
Lea Hansen.....Alcyone, Parze, Erzählerin
Helen Heinermann.....Frau am Wasser, Mutter, Seemann, Erzählerin, Therapeutin
Lena Kolloge.....Midas' Tochter, Seemann, Parze, Oread
Katharina Meerpohl.....Waschfrau, Eurydike, Q (Question/ Frage), Erzählerin
Annabelle Meier.....Iris, Eurydikes Begleiterin, Performer, Psyche
Luise Nithak.....Lucina, Hunger, Frau an der Tür
Vera Preiss.....Silenus, Aphrodite, Sängerin, Erzählerin, Persephone
Jonna Roos.....Schlaf, Ceres, Reinigungsfrau, Erzählerin
Matthias Saathoff.....Midas, Sklavenhändler, Orpheus, Eros
Benjamin Steele.....Zeus, Ceyx, Hades, Cinyras
Annabelle Strömer.....Dienerin, Hermes, Sängerin, Amme
Sören Wiesner.....Erzähler, Erysichthon, Narcissus, Phaeton, Philemon
Arne Wilkens.....Bacchus, Poseidon, Sisyphos, Vertumnus, Apollo, Erzähler
Crew
Technik.....Timm Ole Bajorat, Sven Bischoff
Maske.....Tanja Korn (Leitung), R. Fakhro, L. Loch, L. Lunkeit, C. Körner, Ch. Körner, A. Schadwinkel, H. Schramm
Kostüme.....Ronja Giesen, Helen Heinermann
Bühnenbild.....J. Dufner, R. Giesen, L. Kolloge, I. Lorenz, K. Meerpohl, A. Meier, L. Schneider, J. Wiesner, S. Wiesner, A. Wilkens
Musik/Sound.....Immo Stahl, Arne Wilkens, Antje Grützmacher
Plakatgestaltung.....Annabelle Strömer
Regie.....Antje Grützmacher