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Dies ist eine Seite der alten Internetpräsenz des Gymnasiums Wildeshausen mit Stand vom Schuljahr 2011/2012.
Sie erfüllt ausschließlich einen dokumentatorischen Zweck.
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Archiv:
Dr. Gerhart Mayer - Der erste Schulleiter des Gymnasium Wildeshausen geht in den Ruhestand (1999)

Dr. Mayer
 
 

Übersicht:

 
 

Schulleiter Dr. Gerhart Mayer geht in Pension

Abschied aus dem Lehrberuf nach 28 Jahren

   Nach fast 30-jähriger Tätigkeit wird am Freitag, 29. Januar, Oberstudiendirektor Dr. Gerhart Mayer in den Ruhestand verabschiedet. Seit der Gründung des Gymnasiums im Jahre 1971 lenkte er die Geschicke der Schulgemeinschaft in führender Position. Mayer, der nach seinem Abitur 1956 die Fächer Geschichte, Deutsch und Geographie in München studierte, in letzterem 1963 promovierte, gehörte zu einer der besonderen Persönlichkeiten der Huntestadt.
   Man hat sich an ihn gewöhnt und wird ihn sicherlich sehr vermissen", drückt Aaron Knust aus der 11. Klasse aus, was die gesamte Schülerschaft denkt. Der Kontakt zu seinen Schülern war dem 63-jährigen Dr. Mayer besonders wichtig. "Ich habe stets versucht, jeden Schüler kennen zu lernen, um einem Namen auch ein Gesicht zu ordnen zu können" so der Schuldirektor.

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"Ich würde wieder Lehrer werden"

Dr. Gerhart Mayer im Gespräch mit Christian Liebezeit

Chr.L: Herr Dr. Mayer, in dieser Woche endet ihre "Schullaufbahn". Welche Gefühle begleiten Sie in diesen Tagen eher: mehr Wehmut oder Erleichterung und Freude?
Dr. Mayer: Eher Freude. Ich habe viel Spaß an meiner Arbeit und wäre wohl auf Grund meiner guten Gesundheit in der Lage, meinen Beruf noch lange auszuüben. Ich habe aber jetzt einen neuen Lebensabschnitt vor mir, auf den ich mich freue. Endlich bin ich in, der Lage, meinen Hobbys, wie Lesen oder Reisen, richtig nachzukommen, ohne dabei an feste Termine gebunden zu sein.
Chr.L.: Sie haben gerade erwähnt, dass Sie Ihre Freizeitaktivitäten verstärkt ausüben wollen. Gibt es noch andere Dinge, die Sie in ihrem ersten "schulfreien" Jahr machen möchten?
Dr. Mayer: Als Erstes habe ich eine Reise nach Tunesien geplant, und später möchte ich für längere Zeit nach Süd-China. Ich habe mich schon seit langem auf eine mögliche Reise dorthin vorbereitet. Da meine Fächer unter anderem Geschichte und Geographie sind, verbinde ich meine Reisen mit ihnen. Ich möchte mich mit fremden Kulturen und deren Literatur befassen.
Chr.L.: Ist es Ihrer Meinung nach heute schwieriger, eine Schule zu leiten als vor 28 Jahren? Hat sich viel im Schulalltag geändert?
Dr. Mayer: Nein, es ist nicht schwieriger geworden, aber es hat sich viel geändert. 1971 wurde das Wildeshauser Gymnasium "auf der grünen Wiese" gegründet, und es war eine Herausforderung, die Schule aufzubauen. Ein herausragendes Problem war damals die Lehrerknappheit. Heutzutage fehlen an den Gymnasien in Niedersachsen auch die 5. und 6. Klasse, die nun in der Orientierungsstufe unterrichtet werden. Damals hatten wir noch die Möglichkeit, die jungen Schülerinnen und Schüler selbst besonders gut an die Anforderungen des Gymnasiums heranzuführen. Dies gilt vor allem für die erste Fremdsprache.
Chr.L.: Herr Dr. Mayer, wenn Sie noch einmal wählen könnten, würden Sie heute als junger Student wieder diesen Berufsweg einschlagen?
Dr. Mayer: Ja, ich denke, ich würde wieder Lehrer werden. Ich brauche verstärkt den Umgang mit Menschen. Deshalb käme für mich nie ein Beruf im technischen Bereich der Industrie in Frage.
Chr.L.: In den letzten Wochen war viel über die fehlende Allgerneinbildung der niedersächsischen Schülerinnen und Schüler zu lesen. Was sagen Sie zu diesem Thema?
Dr. Mayer: Ich denke nicht, dass dies zutrifft. Richtig ist aber, dass in den Schulsytemen der südlichen Bundesländer mehr vermittelt wird als bei uns.
Chr.L.: Gibt es etwas, was Sie ihrem Nachfolger, Herrn Schirakowski, mit auf den Weg geben wollen?
Dr. Mayer: Ich denke, er sollte seinen eigenen Weg finden, diese Schule zu leiten. Einen Weg, der zu ihm passt.

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Wunderkerzen leuchten Dr. Mayer zum Abschied

Die Schülerschaft verabschiedet den Direktor des Gynmasiums Wildeshausen.

Abschied Dr. Mayer   Mit karibischen Rhythmen, Theaterstücken und fetziger Pop-Musik verabschiedete sich am Donnerstag, 28.1.1999, die Schülerschaft des Gymnasium Wildeshausen von ihrem Schulleiter Dr. Gerhart Mayer.
   Die Schülerband eröffnete die Feierlichkeiten mit fetzigen Klängen. Von Klasse sieben bis dreizehn halfen alle Schülerinnen und Schüler mit, um "ihrem" Schulleiter einen großartigen und erinnerungswürdigen Abgang zu bescheren.
     Mit kleinen Theaterstücken stellten die Jugendlichen wichtige Ereignisse aus dem Leben des 63-jährigen Oberstudiendirektors nach, wobei sie markante Merkmale seiner Persönlichkeit miteinbezogen: Ob nun der Drang zu Ordnung und Disziplin, für den der gebürtige Berliner bekannt ist, oder seine stets korrekte Kleiderordnung, alles wurde geschickt miteinbezogen.
   Als Andenken überreichten verschiedene Klassen dem scheidenden Schuldirektor Abschiedsgeschenke. Darunter befanden sich zum Beispiel eine selbst aufgenommene CD sowie Bilder und Basteleien, die an die einzelnen Klassen dieses Jahrgangs erinnern sollen, und ein Riesenportrait, das vom einem Kunstkurs des 12. Jahrgangs angefertigt wurde und auf dessen Rückseite sich alle Klassen der Schule mit einer Widmung verewigten.
   Ein besonderes Denkmal setzt der Abiturjahrgang dem Direktor. Im Verlauf des 2. Schulhalbjahres wird eine Mayer-Büste im Schulgebäude aufgestellt, die von einem Kunstkurs der Klasse 13 unter der Leitung von Carsten Bruhns erstellt wurde und stets an den Gründungsschulleiter erinnern soll.
   Zum Abschluss entzündeten alle Schülerinnen und Schüler im Forum des Schulzentrums Wunderkerzen und sagten im Glitzerlicht ihrem ehemaligen Schulleiter Mayer in verschiedenen Weltsprachen "Auf Wiedersehen". Sichtlich gerührt bedankte sich der Oberstudiendirekor anschließend bei seiner Schülerschaft für diesen gelungenen Abschied.

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"Galionsfigur voller Courage und Elan"

Redner würdigen Gymnasiumsdirektor Dr. Gerhart Mayer bei offizieller Verabschiedung in den Ruhestand

   Einen Rettungsring mit Bordtasche vom Schulelternrat, ein kombiniertes Fax/Kopiergerät vom Förderverein des Gymnasiums, einen dicken Blumenstrauß nebst Präsent vom Landkreis und viele Geschenke mehr hagelte es am Freitag, dem 29.1.1999, für den scheidenden Direktor des Gymnasium Wildeshausen, Dr. Gerhart Mayer.
   200 Gäste aus Politik, Verwaltung und Gesellschaft waren neben dem gesamten Lehrerkollegium und Schülern gekommen, um den beliebten Schulleiter mit Musik- und Wortbeiträgen nach 28-jähriger Dienstzeit am Gymnasium und insgesamt über 40 Jahren im Schuldienst in den Ruhestand zu verabschieden.
   "Heute gibt es mehr Kopien als Originale. Umso mehr wissen wir Dr. Mayer als echtes Original zu schätzen", eröffnete Mayers Stellvertreter, Karl-Heinz Drollinger, den Reigen der Redner. In seinen gut 27 Jahren als Leiter des Gymnasiums, was in der niedersächsischen Schullandschaft allein schon einzigartig sein dürfte, habe er sechs Kultusminister, fünf Dezernenten, elf Elternräte und 20 Abiturjahrgänge verschlissen, erduldet, überlebt oder besser gesagt - begleitet, rechnete er launig hoch. Ausdauer, Kontinuität, Ursprünglichkeit, preußische Arbeitsdisziplin, menschlicher Umgang mit Engagement für Lehrer, Schüler und Eltern gleichermaßen - diese für den künftigen Pensionär typischen Charakterzüge lobte nicht nur Drollinger, der auch eine ganze Reihe unvergesslicher Erlebnisse mit dem beliebten Schulleiter rekapitulierte.
   Stets auf Seiten der Schüler und bemüht um eine optimale Ausbildung der ihm anvertrauten jungen Menschen, dies würdigte die Schulelternratsvorsitzende Barbara Temeschinko-Rose als herausragende Eigenschaften Mayers. Die gute Zusammenarbeit und den menschlichen Umgang lobten auch Manfred Kramer, Vorsitzender des Fördervereins, und Georg Weber, Leiter der Hauptschule.
   Als Galionsfigur der Schule, die ein Vorbild voller Courage und Elan geschaffen habe, das von allen bewundert werde und für Chancengleichheit und Gerechtigkeit stehe, so würdigte Schülersprecher Hendrik Eicke "seinen" Schulleiter.
   Der solchermaßen Gelobte blickte auf die vergangenen Jahrzehnte in Wildeshausen, in denen er Gymnasium und Kollegium aufgebaut habe, als eine glückliche Zeit zurück. "Jeder Tag hat mir Freude und Befriedigung gegeben. Ich danke für ihre Unterstützung und ihr Vertrauen und bitte Sie, dies auch meinem Nachfolger zu schenken", sagte Mayer.

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Rede des stellvertretenden Schulleiters, Herrn Karl-Heinz Drollinger

Meine sehr verehrten Damen, sehr geehrte Herren,
liebe Schülerinnen und Schüler,

   Ich begrüße Sie alle ganz herzlich hier im Forum des Schulzentrums. Ich freue mich sehr, dass Sie alle unsere Einladung angenommen haben und danke Ihnen für Ihr Kommen. Eigentlich müsste ich die zahlreichen Ehrengäste namentlich nennen.
   Ich tue das aber nicht. Denn zum einen dürfte dies zu lange dauern und würde verhindern, dass wir rechtzeitig zum Sektempfang kommen - Ich darf Sie schon jetzt im Anschluss an unsere Feierstunde zu einem Glas Sekt einladen. - und zum anderen könnte es peinlich werden, wenn ich jemanden vergesse oder einen falschen Titel angebe. Da ist es mir lieber, ich bin vollständig im Unvollständigen als unvollständig im Vollständigen.
   Umso herzlicher heiße ich Sie alle willkommen.

   Eine Ausnahme will ich aber heute machen. Ich will namentlich den begrüßen, der sonst hier an dieser Stelle steht und die Rolle des Begrüßenden übernommen hat:

   Herzlich willkommen, Herr Dr. Mayer.

   Mein Dank gilt aber nicht nur allen Gästen, sondern auch allen Beteiligten, die an der Gestaltung der heutigen Feierstunde mitwirken.

   Heute vor genau 55 Jahren feierte ein Film Premiere, der wie kaum ein anderer ein Loblied auf die Schule ausspricht – und was können wir gegenwärtig in der Schule mehr gebrauchen, als auch einmal gelobt zu werden. - ich meine die Verfilmung von Heinrich Spoerls berühmtem Roman "Die Feuerzangenbowle".
   Die Faszination, die nach wie vor dieser Filmklassiker ausstrahlt, geht im Wesentlichen von denjenigen aus, die Schule am nachhaltigsten prägen, von den Lehrern.
   Es sind die Bömmels, die Crays oder die Lehrer Lämpels, die durch ihre seltsamen Lehrmethoden und ihr unnachahmliches Auftreten das bilden, was wir gemeinhin als "Orginale" bezeichnen.
   Der Begriff des Orginals, vom lateinischen Substaniv "origo" abstammend, bedeutet soviel wie Urfassung, Urbild, Stammvater.
   Unser Fremdwort "Orginal" übersetzt der Duden mit "eigentümlich, durch eine besondere Art auffallender Mensch, Sonderling".
   Leider gibt es in unserem schnelllebigen digitalen Computerzeitalter immer mehr Kopien als Orginale – und die Computerfreaks werden mir das bestätigen. Dies gilt selbstverständlich analog für die Menschen unserer Zeit und dazu gehören ja auch Lehrer.
   Umso mehr wissen wir es zu schätzen, dass wir mit Herrn Dr. Mayer ein echtes Orginal unter uns haben.

   Was ist es nun, Herr Dr. Mayer, was Sie zu einem unverkennbaren Orginal macht?

   Da ist zum Ersten Ihre Beständigkeit, Ihre Ausdauer, Ihre Kontinuität sowie Ihre Ursprünglichkeit zu nennen. Sie sind mit dieser Schule verwachsen wie kein anderer, waren Sie doch eines der Gründungsmitglieder, ein Stammvater, also ein pädagogisches Urgestein, ein gymnasialer Dino in Wildeshausen. Sie leiten seit 1971, exakt 27 ½ Jahre das Gymnasium in Wildeshausem, das ist einzigartig in der niedersächsischen Schullandschaft.

   Was das im Einzelnen heißt, wird dem stillen Betrachter deutlich, wenn man bedenkt, dass Sie in Ihrer Amtszeit 6 Kultusminister, 4 Dezernenten und eine Dezernentin, 11 Elternräte, über 150 Lehrerinnen und Lehrer, 20 Abiturjahrgänge mit über 1200 Abiturienten verschlissen, erduldet, überlebt oder sagen wir besser: begleitet haben. Die zahlreichen Erlasse, insbesondere zur ständigen Oberstufenreform, habe ich mir erlaubt, nicht mehr zu zählen. Im Umgang mit allen haben Sie stets ein Höchstmaß an pädagogischer Verantwortung und Geschick bewiesen.
   Die in der gegenwärtigen Medienlandschaft ständig beklagten Krankheitssyndrome in Schule und Arbeitswelt wie Mobbing, Bossing oder das Burn-Out-Syndrom treffen für Sie nicht zu.

   Ein weiterer Zug Ihrer Orginalität lässt sich mit den Begriffen Arbeitsdisziplin, Pünktlich- und Genauigkeit beschreiben.
Als ich vor genau 20 Jahren erstmalig Ihr Arbeitszimmer betreten durfte, schon damals erklang nach dem Klopfen an der Tür dieses freundlich auffordernde "JA", war ich erstaunt, wie aufgeräumt Ihr Schreibtisch aussah. Keine Bücher, keine Akten oder Notizen lagen irgendwo ungeordnet herum. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass in diesem Zimmer auch gearbeitet wurde.
   Heute weiß ich besser, was, wann, wo und wie in diesem Zimmer geleistet wurde und dass Sie im wahrsten Sinne des Wortes – sehr zur Vorliebe von Frau Schmidt – den Schreibtisch stets regelrecht leer gearbeitet haben.

   Ihre besondere Stärke lag darin, mit preußischer Arbeitsdisziplin die Probleme sofort anzugehen. Ihr Hauptinteresse galt zum einen den baulichen Maßnahmen – vom Teppich bis zum 2. Obergeschoss verfolgten Sie zielstrebig und sachkompetent den Aufbau, die räumliche Ausstattung und die Erweiterung der Schule. Man betrachte nur einmal heute den ausgezeichneten Zustand des Teppichs, der beispielhaft für die ganze Schule steht:

   Wohl dem Kreise,
   Wohl der Stadt,
   Wenn sie eine solche Schule hat.

   Neben der optimalen räumlichen Ausstattung der Schule galt Ihr eifrigstes Ziel dem Aufbau eines aktiven, jungen und pädagogisch engagierten Kollegiums. Ob allerdings unsere Schule dem häufig auch von Ihnen zitierten Ruf eines "Little Havard an der Hunte" gerecht wird, da kommen mir doch angesichts des Ergebnisses der jüngsten Umfragen unter niedersächsischen Schülern und Lehrern über deren Allgemeinwissen leichte Zweifel. – Na, ja, an unserer Schule wurde ja die Umfrage nicht durchgeführt. Jedenfalls ist unser Gymnasium bei Schülern, Eltern sowie Lehrern, bei Stadt, Kreis und Land gleichermaßen gut angesehen.

   Sie verstanden es immer auf der Grundlage sicherer Daten und Fakten – landesweit bekannt ist bereits ihr 10 Jahreskalender, in dem alle Veränderungen für die nächsten 10 Jahre festgehalten sind- vorausschauend zu planen und neue Lehrerstellen zu gewinnen.
   Falls der eine oder andere Kollege sein Pensionierungsdatum nicht präsent hat, sollte er einmal in diesem Kalender nachsehen.
   In diesem Zusammenhang vergesse ich nie, wie wir einmal die schlechteste Unterrichtsversorgung im Bezirk Weser-Ems hatten. Die Situation war so dramatisch, dass sogar über Presseberichte wachgerüttelt der Wildeshauser Bürgermeister, Herr Rollie, bei uns aufgeregt anrief und uns seine Hilfe anbot. Die Sache war aber halb so schlimm. Sie hatten es aufgrund günstiger Konstellationen und geschickter Zusammenlegungen der Klassen geschafft, dass wir statistisch gesehen ein großes Unterrichtsfehl aufweisen konnten, ohne dass eigentlich Unterricht gekürzt oder ausfallen musste. Die Folge war, dass wir im folgenden Schuljahr drei neue Planstellen zugewiesen bekamen, was bei der derzeitigen Situation in Niedersachsen schon an ein Wunder grenzt.

   Für uns Kollegen waren sie immer ansprechbar, offen, zugänglich, fair und vor allem gerecht. Ein besonderer Vorzug Ihrer Führungsqualitäten lag in dem Spielraum, den Sie innovationsfreudigen Ideen eröffneten. Dafür möchte ich Ihnen an dieser Stelle ganz herzlich danken.

   Einzigartig ist Ihre verwaltungsmäßige Durchorganisation von Schule. Da gibt es keinen Bereich, keine Eventualitäten, keine Bestimmungen, für die Sie nicht ein Formblatt, eine Aktennotiz oder einen Vermerk vorgesehen haben.
   Wir konnten uns in diesen Fragen immer auf Sie verlassen. Ich glaube, Sie waren der einzige, der das Schulverwaltungsblatt komplett gelesen hat, so dass Sie den jeweils betroffenenen Kollegen auf für ihn zutreffende und wichtige Bestimmungen hinweisen konnten.
   Ihren Anspruch, den Sie in Ihrem Lebenslauf zur Bewerbung um die Schulleiterstelle in Wildeshausen 1970 verfassten, haben Sie voll eingelöst. Sie schrieben damals:
   "Mein Interesse gilt vor allem einer effizienten Schulorganisation, die den Schülern ein attraktives Lernangebot machen kann und den Lehrern gute Arbeitsmöglichkeiten bietet."
   Aber was wären all diese Tugenden von Verwaltungskompetenz, Beständigkeit, Verlässlichkeit und Arbeitsdisziplin, wenn sich nicht gerade in Ihrem persönlichen Verhalten und Auftreten Orginelles, Erwähnenswertes, allzu Menschliches fände?

   Welcher Schüler wird es jemals vergessen, als er zufällig um ¼ vor acht sich im Sekretariat befand, Sie eintraten und Ihr morgendliches Begrüßungsritual einsetzte. Verdutzt wurde er von Ihnen – wie alle anderen auch – persönlich mit Handschlag und Namensnennung begrüßt; auch bei größter Kälte versäumten Sie es nicht, auf dem Fahrrad grüßend, den Hut zu ziehen und das bei ständig zunehmenden Schülerzahlen. Wir fingen 1971 mit 100 Schülern an und haben jetzt über 650.

   Welcher Kollege wird jemals vergessen, wie Sie dynamischen Schrittes, im Sturmschritt, leicht nach vorngebeugt, meist mit einem Zettelchen in der Hand ins Lehrerzimmer breschten, um mögliche Probleme oder sog. vorangekündigte Erlassentwürfe schon im Voraus zu lösen.

   Köstlich war einmal einer Ihrer kleinen lapsus linguae:
Wir hatten gerade eine Schilf beendet, als Sie Herrn Schienerer, der mit seinen 7. Klassen auf Klassenfahrt nach Sögel fahren wollte, entlassen wollten. Die umständliche Verabschiedung: "Auf Wiedersehen Herr Schienerer und alles Gute für Sögel!", verdichteten Sie zu: "Auf Wiedersehn, Herr Sögel!"

   Unvergesslich bleiben Ihre jährlichen Verhandlungen mit dem jeweiligen Abijahrgang. Ich nenne nur das Wort Abistreich. Wie Sie es geschafft haben, die vor allem für uns Lehrer nervtötenden stets wiederkehrenden Vormittage immer angenehmer und harmloser zu gestalten, grenzt schon an ein Wunder.
   Sie haben es erreicht, dass jeder Abistreich nicht nur angemeldet und mit Ihnen besprochen, sondern auch von den Schülern zeitlich begrenzt wurde. Die früher mehrstündig sich hinziehenden Aktionen haben Sie bzw. die Abiturienten selbst bis auf 35 Minuten wie beim letzten Mal reduziert. Ich glaube, wenn Sie noch länger hier blieben, kämen wir künftig mit der 5 Minutenpause aus.

   Auch waren Sie sich nie zu Schade bei Schulfesten oder Abistreichen aktiv mitzumachen. Hier bewiesen Sie Ihre schon während Ihrer Studienzeit erprobten praktischen Theaterkenntnisse.
   Sei es als Schaffner bei der Einweihung des Eisenbahnwagens, als Opfer im Märchen Hänsel und Gretel, als Gottvater in einem Fauststück oder als Boxer alias Henry Maske.
   Häufig genügte den Schülern aber schon Ihre bloße Anwesenheit, wenn Sie auf einem Stuhl oder Sofa sitzend dem Spektakel wohwollend beiwohnten.

   Aufgrund der von Ihnen ausgehenden Aura und Ihres sehr menschlichen Umganges genießen Sie von Anfang an unter Schülern, Lehrern, Eltern und Mitarbeitern eine nie angezweifelte Autorität.

   Unvergessen bleiben Ihre zahlreichen praktischen Hinweise, von denen ich nur einige Highlights nenne:

Ja, lieber Herr Dr. Mayer, nach all diesen Lobeshymnen auf Ihre Tugenden, die Ihnen eigentlich im Innersten eher unbehaglich sind, weil sie für Sie selbstverständlich sind und zum Bild des Lehrers gehören, bleibt mir in Anlehnung an Kleists berühmte "Anekdote aus dem preußischen Krieg" nur bewundernd festzustellen - entschuldigen Sie bitte den Kraftausdruck:
   "So einen Kerl hab' ich zeit meines Lebens nicht gesehen."

   Sie haben für Schule und Schulleben das Ihrige getan und das war mehr als gefordert. Und dafür gilt Ihnen unser Dank und Respekt.
   Jetzt liegt es an uns und dem künftigen Schulleiter, diese eingeleitete Entwicklung kreativ und pädagogisch verantwortlich weiterzutragen.

   Und da hört man schon im Lehrerzimmer einige munkeln, dass der neue Schulleiter wahrscheinlich erst im nächsten Jahrtausend anfangen muss zu arbeiten, ... weil Sie die gesamte Unterrichtsversorgung, den Terminplan und sämtliche Abordnungen für das kommende Schuljahr schon komplett fertig haben.

   Lieber Herr Dr. Mayer, ich wünsche Ihnen persönlich und im Namen des Kollegiums, dass Sie Ihren neuen Lebensabschnitt gesund und lebensfroh mit dem gleichen verschmitzen Augenzwinkern kommentierend meistern, wie Sie es während Ihrer langen Schulleitertätigkeit so oft getan haben.

   Und da ist mir für Ihre Zukunft gar nicht bange; denn, wie ich vernommen habe, lechzen schon zahlreiche Bücher danach, endlich gelesen zu werden, selbstverständlich nach einer von Ihnen erstellten Prioritätenliste, Welt- und Bildungsreisen sind schon am Computer geplant und fleißig werden von Ihnen alte und neue Sprachen aufgefrischt und grundlegend erlernt.
   Und ich hoffe, dass es uns mit der heutigen Festveranstaltung gelingt, Ihnen den Einstieg in den schulischen Ausstieg angemessen zu eröffnen.
   Oder, um es mit der Ihnen eigenen Vorliebe für lateinische Sentenzen auf den Begriff zu bringen:

   FINIS CORONAT OPUS.
   Das Ende krönt das Werk.

Ich danke Ihnen.

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